Bilanz fällt gemischt aus

Kieswerk Open Air: Ausverkaufte Eröffnung, positives Feedback, zwei Abbrüche und Zurückhaltung bei Ticketbuchungen

Der ausverkaufte Eröffnungsabend sorgte bei allen Beteiligten für gute Stimmung. Foto: Oliver Welti

Besser hätte das diesjährige Kieswerk Open Air nicht beginnen können: Bei gutem Wetter startete das Festival am 26. Juli vor 1.000 Gästen mit der französischen Komödie "Es sind die kleinen Dinge". Musikalisch dazu passend spielten Les 3 Dénicheurs vor Filmbeginn und in der Filmpause Chansons und französischen Jazz. Der Abend war schon morgens um 9 Uhr ausverkauft.

Menschen flanierten über das noch stimmungsvoller als im Vorjahr beleuchtete Festivalareal zwischen dem Kunstraum Kieswerk und dem Hadid-Bau auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände und genossen die positive Atmosphäre.

Ganz anders hingegen sah es schon am Folgetag aus: Eine Gewitterzelle, die über die Veranstaltungsfläche hinweg zog, sorgte dafür, dass die Veranstaltung abgebrochen werden musste. Rund 500 Gäste konnten den Klassiker "Der große Gatsby" nicht zu Ende sehen und auch die Band Three4Two konnte in der Pause nicht mehr auftreten.

Am 28. Juli stand das von Publikum und Kritik hochgelobte Drama "One Life" auf dem Programm. Inhalt dieses Streifens ist die Geschichte von Nicholas Winton, der kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Rettung von 669 Kindern aus der Tschechoslowakei organisierte. Die Band Yankeles aus Freiburg präsentierte passend dazu Klezmer und Balkan-Sounds. Auch dieser Film und diese Band lockten knapp 500 Menschen auf das Festivalgelände.

Mit "Wunderland: Vom Kindheitstraum zum Welterfolg" wurde am vergangenen Montag eine Dokumentation über die größte Modelleisenbahnanlage der Welt in der Hamburger Speicherstadt gezeigt. Sousoul aus der Schweiz spielten dazu Soul, R'n'B und Funk. Immerhin 271 Interessierte zog dieser spezielle Film an.

Am 30. Juli lief "Das Zimmer der Wunder". Rund 550 Tickets wurden für dieses französische Drama, das musikalisch vom Miriam Braun Duo umrahmt wurde, abgegeben.

Einen Tag später war erneut Wetter-Pech angesagt. 635 Menschen konnten nur den Anfang der englischen Komödie "Kleine schmutzige Briefe" sehen, bevor auch dieser Abend wegen einer Gewitterzelle abgebrochen werden musste. Immerhin konnte das Publikum vor dem Filmstart noch ein rund 90-minütiges Konzert von Andrew Cadie genießen. Er spielte passend zum Film English Folk Music.

Nach Abbruch sah es zunächst auch am Folgetag bei der Mischung aus Drama und Komödie "Radical - Eine Klasse für sich" aus. Die Verantwortlichen des Kulturamts, welches das Kieswerk Open Air veranstaltet, waren jedoch wie an den wetterkritischen Vorabenden im ständigen Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst. So wurde das Publikum während einer Phase von Blitzen zunächst in den Hadid-Bau gebeten. Nachdem dieses kurze Gewitter vorübergezogen war, konnte der Film vor rund 350 Personen regulär gezeigt werden und auch die Band Los Capitanes Del Son durften in der Filmpause wieder zum Mittanzen bei Salsa- und Son-Klängen animieren.

Am Freitagabend zog der Action-Film "Furiosa: A Mad Max Saga" etwas über 300 Personen an. Die Weiler Formation Psylence heizte dem Publikum vor dem Film und in der Pause gehörig mit Heavy Rock ein.

Abgeschlossen wurde das Kieswerk Open Air am Samstag mit dem Sci-Fi Blockbuster "Dune: Part Two". Passender als mit dem Live Electro-Soundtrack von Kaspar Deicher (Violoncello) und Anton Schleidt, der perfekt auf den Film eingestimmt hat, hätte das Festival musikalisch kaum beendet werden können. Etwas mehr als 500 Besucher hatten sich für den Ausklang auf dem Kieswerk-Areal eingefunden.

Aufgrund der veränderten Sitzplatzanzahl (800 im Vorjahr, 1.000 im Jahr 2024) und der veränderten Dauer ist die Auslastung der letzten beiden Durchführungen nicht direkt vergleichbar. Verglichen werden kann jedoch die durchschnittliche Anzahl von Gästen pro Veranstaltungstag. Sie lag 2023 bei 449 und konnte in diesem Jahr auf 509 gesteigert werden.

Oberbürgermeisterin Diana Stöcker zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem diesjährigen Ergebnis: "Angesichts der Wetter-Kapriolen und der starken kulturellen Konkurrenz-Veranstaltungen an unseren letzten beiden Festivaltagen ziehen wir ein positives Fazit. Das Wetter kann nicht beeinflusst werden. Ich freue mich, dass das Festival zum einen viele langjährige Gäste anzieht, die seit Jahren die besondere Festival-Atmosphäre genießen, aber auch immer wieder neue Besucherinnen und Besucher teilnehmen, die aufgrund des vielfältigen Programms kommen."

Kulturamtsleiter Peter Spörrer sieht insbesondere drei Problematiken: "Die allgemeine Zunahme von Extremwetter-Situationen und das in diesem Sommer doch sehr durchwachsene Wetter insgesamt machen Open-Air-Veranstaltungen sehr zu schaffen. Im Gegensatz zu Fußballstadien gibt es beim Kieswerk Open Air keinen Blitzschutz. Wir müssen also immer dann, wenn Blitze oder Sturm angesagt sind, räumen oder die Menschen in den Hadid-Bau bitten. Die Ticketkäufe für viele Kulturveranstaltungen in der Region laufen seit der Corona-Zeit verhaltener als früher. Ein wichtiger Faktor für uns sind zudem die durch Sicherheitsauflagen und Inflation sehr spürbar gestiegenen Kosten. Trotz alledem blicken wir positiv auf das diesjährige Kieswerk Open Air zurück. Der ausverkaufte Eröffnungsabend war definitiv ein Highlight."