Quartiersentwicklung in Otterbach-Süd / Nun geht es an den Rahmenplan
Otterbach Süd: Gemeinderat fällt klares Votum für Konzept von Hosoya-Schaefer
Der nächste Schritt ist gemacht: Mit dem deutlichen Votum des Gemeinderats für das Konzept des Büros Hosoya-Schaefer ist nicht nur das Auswahlverfahren abgeschlossen worden, nun kann auch die Wohnbaulandentwicklung Otterbach-Süd vertieft werden. Die Stadtverwaltung wird nun mit Hosoya-Schaefer einen Rahmenplan erarbeiten.
Das Planungsareal
Das rund zehn Hektar große Planungsareal liegt südlich des Stadtteils Otterbach direkt an der Landesgrenze Deutschland und Schweiz. Es steht weitestgehend im Eigentum der Einwohnergemeinde der Stadt Basel. Die Planungshoheit und damit die städtebauliche Definition der Nutzung liegen bei der Stadt Weil am Rhein. Anstelle der aktuellen Ausweisung als Gewerbefläche soll das Areal in ein Wohnquartier umgewandelt werden, das auch geringfügige gewerbliche Nutzungen, so genannte nicht störende Gewerbebetriebe, aufnehmen kann.
Der Wettbewerb
Immobilien Basel-Stadt hatte einen Wettbewerb für einen städtebaulichen Studienauftrag ausgelobt. Mit Hosoya-Schaefer Architects mit Agence Ter.de Landschaftsarchitekten und pool Architekten mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekten konnten zwei Arbeiten beim Beurteilungsgremium eine hochwertige Basis für die weiteren Vertiefungs- und Planungsschritte schaffen. Die beiden prämierten Arbeiten zeigten Lösungen auf, die durch die abschnittsweise Entwicklung des Areals neben qualitätsvollem Bauen auch architektonische Vielfalt garantieren. Überzeugt hatten auch der vorgeschlagene Wohnungsmix, der möglichst allen Bevölkerungsgruppen Wohnraumperspektiven bietet, sowie die Anzahl der potenziellen Wohneinheiten. Die Arbeiten äußerten sich lösungsorientiert zu Fragen der Infrastruktur, zum Beispiel für einen Kindergarten oder zu Spielplätzen, zur Abwicklung des motorisierten Verkehrs sowie für Fußgänger und Radfahrer. In den beiden Konzepten könnten in der Endausbaustufe zwischen etwa 1500 und 2200 Menschen eine Wohnung finden.
Das Workshop-Verfahren
Im Mai 2021 beschloss der Gemeinderat, ein Workshop-Verfahren unter der Leitung von Professor Michael Koch durchzuführen. Unter Beteiligung der Siedlergemeinschaft 14 Linden, weiteren Bürgern, Vertretern aller fünf Gemeinderatsfraktionen, der Einwohnergemeinde Basel-Stadt und der Stadtverwaltung Weil am Rhein wurden diese am 14. Juli und am 16. Oktober des vergangenen Jahres durchgeführt. Die Vor- und Nachteile der beiden Projekte wurden herausgearbeitet. Als zentraler Aspekt und entscheidendes Thema wurde diskutiert, welches Zukunftsbild, welche Siedlungsidentität der zukünftigen Entwicklung von Otterbach-Süd zugrunde gelegt werden soll.
Das Ergebnis
Die Teilnehmenden der Workshops waren sich am Ende weitestgehend einig, und sahen den Entwurf des Büros Hosoya-Schaefer als den geeigneten an, um die Wohnbauentwicklung in Otterbach-Süd weiter zu vertiefen. Aus der Diskussion mit der ortskundigen Otterbacher Bevölkerung hat sich gezeigt, dass insbesondere die Verkehrslenkung frühzeitig geplant und auf Verträglichkeit mit dem bestehenden Stadtteil Otterbach zu prüfen ist. Auch eine zur Bestandbebauung verträgliche Höhenentwicklung und die bauabschnittsweise Umsetzbarkeit des Konzeptes unter Beibehaltung der Gärtnerei muss im Rahmenplan nachgewiesen werden.
Das siegreiche Konzept
Mit diesem Projekt des Teams Hosoya-Schäfer, das den Siedlungscharakter von Otterbach Nord weiterführt, erhofft man sich eine schrittweise Integration der neuen Mitbürgerinnen und Bürger in die Siedlungsnachbarschaft und in die Stadtgesellschaft von Weil am Rhein. Es wurde deutlich, wie ein Anknüpfen an die vorhandene Siedlungskultur und eine zukunftsfähige Übersetzung in ein neues Stadtquartier schrittweise erfolgen kann. Die aufgezeigten Möglichkeiten einer kleinteiligen differenzierten städtebaulichen Entwicklung und die Möglichkeiten, im weiteren Prozess die anstehenden Fragen des Maßstäblichkeit, der Siedlungsökologie, der Klimaanpassung und Maßnahmen gegen den Klimawandel, des Ver- und Entsorgungsmanagements und der sozialen Infrastruktur zu klären, gaben den Ausschlag. Die vorgeschlagenen Baukörper und räumlichen Differenzierungen werden als angemessene Reaktion auf die vorhandene Situation empfunden.
Das unterlegene Konzept
In der Studie der Pool Architekten gaben vor allem die Hochhäuser zu reden. Im Kontext aktueller Erfahrungen in Weil am Rhein und hinsichtlich Wohnungsangebot und Qualität der öffentlichen Räume und der Freiräume an diesem besonderen Ort konnte diese Bautypologie nicht überzeugen. Die Tropfenform des Gesamtlayouts erzeugte kein identitätsstiftendes Bild. Auch der räumliche Übergang von der Siedlung drei Linden über die Nonnenholzstraße hinweg zur Randbebauung des neuen Quartiers überzeugte nicht. Das Projekt, so fasste Professor Koch zusammen, passe eher in eine urbanere, dicht bebaute Umgebung, welcher Freiräume fehlen.
Die weitere Vorgehensweise
Um eine weitere Projektentwicklung zu vertiefen, wird die Stadtverwaltung nun mit Hosoya-Schaefer in Kontakt treten. Das Büro ist für den Bereich Städtebau und Grünplanung zuständig und muss unter anderem die Fachplanung zur technischen Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Telekommunikation, Nahwärme, Elektro) und zur sozialen Infrastruktur (Krippen, Kindergarten, Schulen) abfragen und in den Rahmenplan integrieren. Der Verkehr und damit auch die bereits jetzt schon sehr stark frequentierte Nonnenholzstraße stehen ebenfalls besonders im Fokus. Das Ziel ist es, den Rahmenplan bis März 2023 zu erarbeiten. Dieser soll dann die Basis des aufzustellenden Bebauungsplans (mit Paralleländerung des Flächennutzungsplans) sein. Dieses für die Stadt Weil am Rhein wichtige Entwicklungskonzept ist auf einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren ausgelegt.
Hintergrund: Zur Historie von Otterbach Süd: Im Jahre 2017 hat die Stadt Weil am Rhein gegenüber als Grundeigentümervertreterin ihr Interesse an einer Anpassung des Flächennutzungsplans des Gewerbeareals Otterbach Süd bekundet, was 2018 zu dem grenzüberschreitenden Planungs- und Entwicklungsvorhaben zwischen der Einwohnergemeinde der Stadt Basel und der Stadt Weil am Rhein geführt hat.