ISEK - Integriertes StadtEntwicklungsKonzept

Was ist ein ISEK?

Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir
 
Mit dieser Frage haben sich Paul Gauguin in einem Gemälde Ende 1897 oder etwas aktueller Horst Evers in seinem Buch „Großer Bahnhof“ beschäftigt. Gauguin hat sich in seinem fast vier Meter langen Hauptwerk sehr grundsätzlich mit dem Woher und Wohin auseinandergesetzt. Der Schriftsteller und Kabarettisten Horst Evers nähert sich dem Thema mit Humor.
 
Standortbestimmung und die Entwicklung von Ideen für die Zukunft sind auch Themen, mit denen sich die Politik und Verwaltung einer Gemeinde beschäftigen. In der Fachsprache der Stadtplanerinnen und -planer wird für diese Betrachtung ein ISEK entwickelt:

Integriertes Stadt Entwicklungskonzept.
Integriert meint im Zusammenhang mit der Stadtentwicklung eine themenübergreifende Betrachtung. Themen sind Bildung, Bauen, Leben und Wohnen, Wirtschaft und Handel, Mobilität, Grün, Energie, Identität der Kernstadt und der Stadtteile, Klimaschutz und Klimaanpassung oder auch Sport. Die Liste der Themen lässt sich weiter fortführen.
Mit Stadt ist der Raum, für den die Betrachtung stattfinden soll, festgelegt. Der räumliche Bezug ist durch die Stadtgrenzen gegeben. Der räumliche Bezug gilt aber auch, wenn es darum geht, für Weil am Rhein eine Position innerhalb der Region zu finden.
„Stillstand ist der Tod“ befanden Max Frisch und Herbert Grönemeyer. Eine organische Entwicklung ist in allen Themenfeldern erwünscht. Nicht an jeder Stelle lässt sich diese Entwicklung aber steuern.  Dort, wo es möglich war, wurden in der Vergangenheit mit den Konzepten für die Industriebrachen Schwarzenbach, Schusterinsel, Schetty und aktuell Lofo, Zeichen gesetzt.
Schwerpunkte in der Entwicklung gab und gibt es im Bildungswesen, wie dem Bau des Oberrhein-Gymnasiums oder der Sanierung der Gemeinschaftsschule, dem Bau des Juno I und Juno II. Auch Wirtschaft, Sport und Verkehr sind Teil der Dynamik: Die Entwicklung des Rheinhafens, das Sportkonzept und seine Umsetzung, die Tram 8, das sind nur einige, prägende Beispiele bei denen Politik und Verwaltung die Entwicklung erfolgreich steuern konnten.
 
Die Einwohnerinnen und Einwohner der 3-Länder-Stadt werden in den kommenden beiden Jahren mittels verschiedener Beteiligungsformate eingebunden, um ein möglichst repräsentatives Spektrum an Ideen und Meinungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu erhalten.
 
Beteiligt am ISEK, für dessen Erarbeitung eineinhalb Jahre vorgesehen sind, sind auch die Mitglieder des Gemeinderats, Fachplaner sowie verschiedene städtische Ämter und Institutionen. Ziel ist es, im Juli 2024 das ISEK zu beschließen. Parallel dazu wird der Flächennutzungsplan 2022 der Stadt Weil am Rhein fortgeschrieben. Zieljahr ist das Jahr 2040. Für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans ist ein Bearbeitungszeitraum von Mitte 2023 bis Ende 2025 angesetzt.
 
In einem ersten Mitwirkungsschritt wurden zusammen mit dem Gemeinderat die Auswertung der ersten Analysen durch das beauftragte Büro Pesch & Partner aus Stuttgart vorgenommen. Bei einer eintägigen Klausur stand insbesondere das Thema Wohnen im Fokus. 
 
Dabei wurde deutlich, dass seit der bis dato letzten Auflage eines vergleichbaren Konzeptes im Jahr 2005 einige Entwicklungsbausteine realisiert werden konnten, beispielsweise die Entwicklung der Hangkante oder die Bebauung des Messeplatzes als Wohnquartier. Einerseits gelten viele Planungsgrundsätze weiterhin, andererseits standen Themen, die heute bei der Stadtentwicklung standardmäßig mitgedacht werden, damals noch nicht im Fokus. Stichwort: Klimaanpassung.
 
Eine wichtige Frage der strategischen Zielsetzung ist, in welchem Ausmaß und an welchen Stellen die Stadt Weil am Rhein wachsen soll. Bis zu welchem Grad ist eine qualitätsvolle Stadtentwicklung mit der Verdichtung der Bebauung vereinbar? Muss mit der Siedlungsentwicklung auf die grüne Wiese ausgewichen werden - mit dem einhergehenden Verbrauch von wertvollem Boden und Freiräumen?

Zeitplan für den Beteiligungsprozess

Bürgerbeteiligung ISEK

Eine umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist ein wichtiger Bestandteil des ISEK. Verschiedene Beteiligungsformate sind dazu im Frühjahr 2023 gestartet. Ziel der Planerinnen und Planer war, auf diese Art und Weise einen möglichst breitgefächerten und somit repräsentativen Rücklauf aus der Bürgerschaft zu erhalten.
 
Zufallsbürgerinnen und -bürger: So wurden nach dem Zufallsprinzip Menschen ausgewählt. Diese wurden angeschrieben und gebeten, am Verfahren zur Aufstellung des ISEK mitzuwirken. 23 Mitbürgerinnen und -bürger konnten für diesen Prozess gewonnen werden. Sie bringen sich im Rahmen der insgesamt vier Bürgerforen ein. Das erste Bürgerforum hat Ende März stattgefunden.

Infostand: Am 13. Mai wurde weiterhin im Rahmen des Tages der offenen Tür vor dem Rathaus ein Stand aufgebaut, an dem die Möglichkeit bestand, seine Meinung zur Entwicklung der Stadt Weil am Rhein abzugeben. Was gefällt mir in Weil am Rhein? Und wo sehe ich Handlungsbedarf?

Onlinebeteiligung: Was gefällt mir in Weil am Rhein? Und wo sehe ich Handlungsbedarf? Diese Fragen konnten auch im Rahmen einer mehrwöchigen Onlinebeteiligung im Mai und Juni 2023 in einem interaktiven Stadtplan platziert werden. 

Eine Rückschau auf alle Aktivitäten zur Bürgerbeteiligung und die Auswertung der Umfragen finden Sie hier. (7,8 MB)

Mehr Details zu ISEK

In einem transparenten Planungs- und Dialogprozess erarbeiten Bürgerinnen und Bürgern, Politik und Verwaltung räumliche Entwicklungsziele, zentrale Handlungsfelder sollen zusammengefasst und zu einer räumlichen Perspektive für die Gesamtstadt zusammengeführt werden. Bestehende Zielsetzungen der Handlungsfelder, wie beispielsweise Natur und Landschaft, Wirtschaft und Arbeit, Kultur und Freizeit, Wohnen und Soziales oder Mobilität und Verkehr, werden überprüft und gegebenenfalls durch aktuelle Querschnittsthemen, wie zum Beispiel Klimaschutz und Klimaanpassung, Digitalisierung, Kooperation oder Partizipation ergänzt.
 
Das ISEK kann mit einem konkreten Handlungskonzept als Grundlage für die Stadtentwicklungspolitik und räumlichen Planungen der nächsten 15 bis 20 Jahre dienen und die räumliche Entwicklung mit Schwerpunkträumen und Schlüsselprojekten verorten.

Folgende Fragestellungen sollen im gemeinsamen Dialog mit Politik, Verwaltung und Bürgerschaft erörtert werden:

  • Welche Alleinstellungsmerkmale Weil am Rheins sind für eine gesamtstädtische Perspektive und eine Positionierung im regionalen Wettbewerb von besonderer Bedeutung?
  • Wie kann die Identität der Kernstadt und der Stadtteile gestärkt werden? Welche individuellen Profile prägen die Stadteilidentitäten?
  • Wie lassen sich generationengerechte und bezahlbare Wohnangebote verstärkt in integrierten Lagen realisieren?
  • Welche Bereiche können durch Flächenrecycling einen wertvollen Beitrag zum ressourcenschonenden Umgang mit Fläche bieten?
  • Welche Möglichkeiten bieten sich der Stadt im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung? Welche Freiräume können für erforderliche Klimaanpassungsmaßnahmen qualifiziert, welche versiegelte Flächen zugunsten wertvoller Erholungsräume und deren Vernetzung zurückgewonnen werden?
  • Wo können durch die Gestaltung öffentlicher Räume und Grünbereiche wichtige Impulse für die Stärkung der Innenstadt und der historischen Ortskerne gegeben werden?
  • Wie kann den dynamisch veränderten Nutzungsanforderungen in den Stadtteilzentren Rechnung getragen werden? Welche neuen Formate und Allianzen können hierfür entwickelt werden?
  • Welche Chancen verbinden sich mit einer veränderten Mobilitätskultur in Stadt und Region? Welche Rahmenbedingungen sind hierfür zu schaffen?

Das methodische Vorgehen für das ISEK Weil am Rhein orientiert sich an folgenden Planungsphasen:
 
Phase 1: Evaluierung und Analyse
Phase 2: Szenarien und Ziele
Phase 3: Konzeptentwicklung
Phase 4: Umsetzungsstrategie
Phase 5: Monitoring und Fortschreibung
 
Eine intensive Kooperation mit Verwaltung, Politik, örtlichen Akteuren sowie der interessierten Öffentlichkeit ist eine unverzichtbare Voraussetzung für ein tragfähiges Konzept. Deshalb sollte der Prozess genutzt werden, den in  Ansätzen bereits vorhandenen Diskussionsprozess zu den Perspektiven des Stadtentwicklung zu bündeln, zu intensivieren und zu verstetigen.
 
Der Bearbeitungszeitraum für das ISEK hat im Jahr 2022 verwaltungsintern begonnen und soll innerhalb von eineinhalb bis zwei Jahren (Ziel ist Juli 2024) abgeschlossen werden.

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